Wie erleben Familien die Corona-Pandemie?

Ein Überblick über einschlägige Studien

Familien in der Corona-Pandemie 

Am 27. Januar 2020 wurde die erste Erkrankung mit Sars-CoV-2 in Deutschland gemeldet. Mitte März schlossen die Länder aufgrund des sich ausbreitenden Coronavirus zunehmend Schulen und Kitas. Die Schutzstrategie für Risikogruppen sah u.a. vor, dass Großeltern nicht länger auf Kinder aufpassen sollten. Auch Freizeitaktivitäten für Kinder wie Spielplatzbesuch oder Sport waren zunächst nicht mehr möglich. Familien mit Kindern mussten zusätzliche Betreuungsarbeit und Homeschooling schultern. Ab Ende April 2020 öffneten die Schulen sukzessive wieder, zunächst für die Abschlussklassen. Wann genau welche Jahrgangsstufe startete, legte jedes Bundesland selbst fest. Seitdem folgten weitere Infektionswellen, die mit unterschiedlich starken Einschränkungen und wechselnden Bedingungen in den Betreuungseinrichtungen und Schulen einhergingen und Eltern vor Herausforderungen stellten.

Ein Überblick über einschlägige Studien

Inzwischen liegt eine Vielzahl von Studien vor, die hauptsächlich für den ersten harten Lockdown, aber auch für spätere Phasen der Pandemie, die Herausforderungen für das Familienleben untersuchen. Sie befassen sich mit den Themen wie Kinderbetreuung, Erwerbsarbeit, Homeoffice, ökonomische Auswirkungen und Wohlbefinden von Eltern. Auf dieser Seite finden Sie eine systematische Aufbereitung des Forschungsstandes in Form von thematisch sortierten Zusammenfassungen sowie einer chronologisch sortierten Liste aller Studien als PDF zum Download.

Kinderbetreuung

Die Pandemie stellt vor allem Eltern mit betreuungsbedürftigen Kindern vor große Herausforderungen – insbesondere während der coronabedingten Schließungen von Kindertagesstätten und Schulen 2020/21 sind enorme Herausforderungen von den Eltern geschultert worden. Auch unabhängig von den Lockdowns kam es zu coronabedingten Schließungen im Kita- und Schulbereich. Daten dazu liefert das Corona-KiTa-Dashboard von DJI und RKI.

Bei den Befunden zur Aufteilung der Betreuungsarbeit zwischen den Eltern zeigt sich über alle Studien, dass es unterschiedliche Wahrnehmungen zwischen Müttern und Vätern gibt. In der Regel fällt der Anteil der Paare, die sich die Kinderbetreuung gleichmäßig aufteilen, höher aus, wenn man Väter befragt. Mütter geben dagegen häufiger an, den überwiegenden Teil der Arbeit selbst zu leisten. [1]

Zeitraum 1. Lockdown mit Kita- und Schulschließungen

Für die Zeit zu Beginn der Corona-Pandemie, in der Kitas und Schulen geschlossen waren (von April bis etwa Mai/Juni 2020) zeigen mehrere Studien, dass sowohl Mütter als auch Väter deutlich mehr Zeit mit Kinderbetreuung verbracht haben (Bujard et al. 2020; Zinn et al. 2020b; BMFSFJ 2020; Illing et al.2022). Dabei haben insbesondere Väter sich mehr in der Kinderbetreuung engagiert als vor der Pandemie, Mütter haben jedoch auch in dieser Phase insgesamt den überwiegenden Anteil der Kinderbetreuung übernommen (Kohlrausch/Zucco 2020; Bujard et al. 2020; Zinn et al. 2020b; Saleth et al. 2022, Globisch et al. 2022, WSI 2022, Zoch et al. 2020a). In einer Befragung der OECD gaben für Deutschland 75 Prozent der Mütter und 33 Prozent der Väter an, dass sie das meiste oder die gesamte zusätzliche Betreuungsarbeit, die durch Schließung von Schulen und Kitas angefallen ist, übernommen hätten. Im OECD-Durchschnitt sagten dies 62 Prozent der Mütter und 22 Prozent der Väter (OECD 2021).

Bei den Vätern wurden prozentual stärkere Anstiege bei der Zeit, die sie für Betreuung aufwendeten, verzeichnet als bei den Müttern (Bujard et al. 2020; Zinn et al. 2020b; Illing et al. 2022). Dies ist auch der Tatsache geschuldet, dass Mütter bereits vor der Pandemie deutlich mehr Stunden auf die Kinderbetreuung verwendeten und bei ihnen somit weniger „Luft nach oben“ vorhanden war. Mehrere Studien zeigen, dass vor allem Väter in Kurzarbeit mehr Zeit mit ihren Kindern verbrachten (Bujard et al. 2020; Zinn et al. 2020b; Globisch et al. 2022, s. auch Pusch/Seifert 2021). Dazu passt der Befund von Hank/Steinbach (2021), dass Frauen weniger Zeit mit Hausarbeit und Kinderbetreuung verbrachten, wenn Männer weniger Zeit mit Erwerbsarbeit verbrachten als vor der Pandemie. Es gibt zudem Befunde, dass Mütter häufiger aufgrund der Kinderbetreuung ihre Arbeitszeiten reduzierten (BMFSFJ2020). Paare, die vor der Pandemie die Arbeit zu etwa gleichen Teilen aufteilten, taten dies überwiegend auch während der Pandemie (BMFSFJ2020; Kohlrausch/Zucco 2020; Hank/Steinbach 2021; Globisch/Osiander (2020)). Hank/Steinbach (2021) berichten, dass Paare, die sich vor der Pandemie die Arbeit etwa 50/50 aufteilten, am seltensten etwas an der Aufteilung änderten. Auf der anderen Seite berichten Jessen et al., dass bei Paaren, bei denen die Mütter bereits vor der Pandemie den überwiegenden Teil der Sorgearbeit übernommen hat, das Ungleichgewicht in der Pandemie noch größer geworden sei (Jessen et al. 2021). Auf Basis des IAB-HOPP konstatierten Forscher:innen, dass Mütter mit relativ intensiver Erwerbsbeteiligung, für die keine Möglichkeit bestand von zuhause aus zu arbeiten, Treiber der kurzfristigen Erhöhung des väterlichen Betreuungsanteils gewesen seien (Boll et al. 2021; Globisch et al. 2022). Bujard et al. (2020) berichteten, dass bei Eltern, die beide im Betrieb gearbeitet haben, Mütter erheblich mehr Familienarbeit geleistet hätten als Väter. Wenn beide im Homeoffice gearbeitet haben, wurde die Familienarbeit etwas gleichmäßiger verteilt. Laut Hank/Steinbach (2021) verbrachte die Partnerin weniger Zeit mit Kinderbetreuung bei Paaren, in denen nur der Mann ins Homeoffice wechselte (s. auch Zoch et al. 2020a und Zucco/Lott 2021).

Weiterer Verlauf

Für den weiteren Verlauf der Pandemie nach dem ersten Lockdown liegen weniger Studien vor. Laut Illing et al. (2022) ging bis zum Herbst 2020 der Zeitaufwand für Kinderbetreuung wieder zurück (Illing et al.2022). Auswertungen auf Basis des IAB-HOPP legen nahe, dass die leichten Verschiebungen zu einer gleichberechtigteren Aufteilung bis August 2020 wieder abgenommen haben (Boll et al. 2021). Das WSI berichtete, dass bis Juni 2021 der Anteil der Mütter, die überwiegend die Kinderbetreuung übernahmen, auf ein höheres Niveau als vor der Krise gestiegen sei (Lott et al. 2022).

Zucco/Lott (2021) kommen im November 2020 zu dem Schluss, dass die meisten erwerbstätigen Paare vor der Corona-Krise eine traditionelle Arbeitsteilung bei der Kinderbetreuung hatten und diese zum größten Teil während der Krise beibehielten. Veränderungen seien eher als kurzfristige Anpassung an die Notsituation zu sehen, die selten von Dauer waren. Sie berichten zudem, dass sowohl Homeoffice als auch kürzere Arbeitszeiten bei Vätern partnerschaftliche Aufgabenteilung begünstigt. Pusch/Seifert (2021) stellen ebenfalls im November fest, dass knapp ein Drittel der Männer, die im November 2020 in Kurzarbeit waren, hauptsächlich die Kinderbetreuung übernahm. Vor der Pandemie lag der Anteil unter denselben Männern bei 7 Prozent.

Allensbach-Befragungen zufolge gaben 61 Prozent der Eltern im Februar 2021 eine ähnliche Verteilung der Anteile an der häuslichen Betreuung zu Protokoll wie vor Beginn der Krise. 18 Prozent beschrieben eine Entwicklung in Richtung einer ungleicheren Verteilung (in der Regel zu Lasten der Mütter), 21 Prozent berichteten über eine Entwicklung der Anteile in Richtung einer eher partnerschaftlicheren Aufteilung.

Befragungsdaten aus dem März 2021 von abhängig Beschäftigten mit Kindern unter 14 Jahren zeigen, dass ein Fünftel von ihnen in den vier Wochen zuvor „ständig“ oder „häufig“ Schwierigkeiten hatten die Kinderbetreuung zu gewährleisten (Bonin et al. 2021).

Laut der Erwerbspersonenbefragung der Hans-Böckler-Stiftung hatten im Januar 2022 wieder mehr Mütter mit betreuungsbedürftigen Kindern angegeben, ihre Arbeitszeit wegen der Kinderbetreuung verringert zu haben. Bei den Vätern war kein solcher Anstieg zu beobachten. Der Anstieg bei den Müttern hängt vermutlich mit der vierten und fünften Corona-Welle im Winter 2021/2022 zusammen, in der Kinder und Jugendliche besonders häufig von einer Infektion mit dem Sars-Cov-2-Virus betroffen waren und in Isolation oder Quarantäne zuhause betreut werden mussten (vgl. Wanger/Weber 2022).

Die Ausweitung der Kinderkrankentage hatte einen Anstieg der Inanspruchnahme zur Folge, wie Daten verschiedener Krankenkassen zeigen (TK, Barmer, KKH, AOK). Auch hier zeigt sich, dass Väter diese häufiger als vor der Pandemie genutzt haben, die Inanspruchnahme jedoch weiterhin deutlich hinter der der Mütter zurückbleibt (ntv.de 2022; KKH 2021; WIdO 2022). Auch hier spiegelt sich die Corona-Welle Ende 2021 wider: Die höchste Inanspruchnahme im Jahr 2021 gab es in den Monaten Oktober und November (WIdO 2022).

Trotz der Ausweitung und des starken Anstiegs der Kinderkrankentage zeigen Befragungen, dass diese vergleichsweise selten genutzt wurden, um die Kinderbetreuung sicherzustellen (Bonin et al. 2021; Kohlrausch 2021). Häufiger gaben Eltern an, flexible Arbeitszeiten oder mobiles Arbeiten genutzt zu haben (Kohlrausch 2021) bzw. die Kinder neben der Arbeit betreut zu haben (Bonin et al. 2021). Auch wurde häufiger Urlaub als Kinderkrankentage genommen, um die Kinder zu betreuen.

In Bezug auf die Einstellungen zu Geschlechterrollen wurde auf Basis von ALLBUS und COMPASS-Daten gezeigt, dass die Einstellungen von Müttern sehr stabil sind, während sich die der Väter über die Zeit änderten (Danzer et al. 2021). In der Studie wurde die Zustimmung zu Aussagen zur Erwerbsarbeit von Müttern gemessen. Insbesondere Väter jüngerer Kinder rückten im Frühjahr 2021 von sehr gleichberechtigten Einstellungen gegenüber der Erwerbstätigkeit von Müttern ab. Bei einer erneuten Befragung 2022 waren die Zustimmungswerte jedoch schon wieder auf dem Ausgangsniveau (Danzer et al. 2022).

[1] Eine Untersuchung der USUMA GmbH im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung (Pokorny 2021) legt nahe, dass sich dieses Muster umgekehrt auch bei den Tätigkeiten, die eher den Männern zugeschrieben werden, zeigt. Hier meinen Frauen häufiger als Männer, sie würden sich diese Tätigkeiten mit ihrem Partner gleichmäßig teilen.



Erwerbsarbeit

Vor der Pandemie

Im ersten Lockdown, als Betreuungseinrichtungen und Schulen geschlossen waren, konnten Eltern in systemrelevanten Berufen unter bestimmten Bedingungen – die sich zwischen den Bundesländern und je nach Zeitpunkten unterschieden – eine Notbetreuung für ihr Kind erhalten. Teils musste nur ein, teils beide Elternteile in einem systemrelevanten Bereich erwerbstätig sein (ein Beruf galt als systemrelevant, wenn er für die Daseinsvorsorge oder zur Bekämpfung der Pandemie wichtig war). Das BiB stellte dazu auf Basis des Mikrozensus 2018 einige Daten zusammen (Bujard et al. 2020). Von den erwerbstätigen Vätern mit Kindern unter 12 Jahren waren 34 Prozent in systemrelevanten Bereichen beschäftigt, von den erwerbstätigen Müttern waren es mehr als die Hälfte (52 Prozent). Bei 2,7 Mio. oder 48 Prozent aller Familien war mindestens ein Elternteil in einem systemrelevanten Beruf.

In der Pandemie

Durch den Wegfall der Betreuungsinfrastruktur hat die Pandemie bei vielen Eltern zu beruflichen Veränderungen geführt. Laut IfD Allensbach hatte sich im Frühjahr 2020 in rund drei Vierteln der Paarfamilien mit Kindern unter 15 Jahren für mindestens einen Elternteil beruflich etwas deutlich verändert, unter Alleinerziehenden für 63 Prozent. Zu den Veränderungen zählten insbesondere die (vermehrte) Nutzung von Homeoffice, flexiblere Arbeitszeiten oder Verkürzung der Arbeitszeit. Mütter waren etwas stärker von Arbeitszeitreduktionen betroffen als Väter (BMFSFJ 2020, s. auch Kohlrausch 2021, Zucco/Lott 2021, WSI 2022, Zoch et al. 2020a). Laut IfD Allensbach reduzierten 22 Prozent der Mütter und 18 Prozent der Väter aufgrund der Kinderbetreuung ihre Arbeitszeit und ebenso hohe Anteile aus betrieblichen Gründen. Laut NEPS arbeiteten hochgebildete Väter mit unter 14-jährigem Schul-/Kitakind im Mai/Juni 2020 häufiger mehr Stunden als vor der Krise (Zoch et al. 2020a). Von Kurzarbeit waren laut IfD Allensbach 17 Prozent der Eltern betroffen, insbesondere Eltern mit niedriger Schulbildung (22 Prozent) und Arbeiter (23 Prozent). Kohlrausch berichtet, dass der Gender Time Gap (Geschlechterunterschied im Erwerbsumfang) um etwa eine Stunde anstieg (letzte Beobachtung im Juni 2021). Auf Basis von pairfam-Daten (Mai bis Juli 2020) wurde festgestellt, dass „je geringer das Einkommen und der soziale Status von Eltern ist, desto höher war zu Beginn der Corona-Pandemie das Risiko einer Beeinträchtigung der Erwerbstätigkeit (Arbeitslosigkeit, Veränderungen der Arbeitszeit) und eines Einkommensverlustes“. Anders als in der letzten größeren Wirtschaftskrise 2008/2009 seien Mütter höheren Einkommens- und Beschäftigungsrisiken ausgesetzt gewesen als Väter (Saleth et al. 2022; s. auch OECD 2021).

Knapp die Hälfte (48 Prozent) der Mütter und Väter haben im Frühjahr 2020 Gespräche mit ihren Arbeitgeber:innen darüber geführt, dass sie aufgrund der Kinderbetreuung etwas an ihren Arbeitszeiten, der Arbeitsweise oder dem Arbeitsort verändern möchten oder müssen. 75 Prozent dieser Gespräche halfen den Arbeitnehmer:innen weiter (BMFSFJ 2020).

Von Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wie beispielsweise flexiblere Arbeitszeiten, berichteten 48 Prozent der Eltern, wobei höher Qualifizierte und Beschäftigte in großen Betrieben häufiger als niedriger gebildete und Beschäftigte in kleinen Betrieben davon profitierten (BMFSFJ 2020; s. auch Brandt 2021). Auch im Februar 2021 waren viele der Eltern noch mit ihren Arbeitgeber:innen im Gespräch und konnten verschiedene Maßnahmen nutzen (IfD Allensbach 2021).

Knapp ein Fünftel, der im Januar 2022 im Rahmen der Erwerbspersonenbefragung des WSI befragten Mütter, gab an, aufgrund der Kinderbetreuung die Arbeitszeit reduziert zu haben (WSI 2022). Von den Vätern hatten zu diesem Zeitpunkt nur knapp 6 Prozent ihre Arbeitszeit reduziert. Das IAB untersuchte und quantifizierte krankheits- und quarantänebedingte Arbeitsausfälle im Verlauf der Pandemie: Während in der zweiten Welle im Winter 2020/21 vorwiegend die Schließungen von Kindertagesstätten und Schulen für einen großen Teil der Arbeitsausfälle verantwortlich waren, war es in der vierten und fünften Welle im Winter 2021/22 insbesondere die krankheitsbedingte Abwesenheit vom Arbeitsplatz. Viele Väter und – wie etwa die WSI-Studie nahelegt hauptsächlich – Mütter mussten ihre in Quarantäne befindlichen Kinder zuhause betreuen und konnten ihre berufliche Tätigkeit daher nicht ausüben.

Homeoffice

Nutzung von Homeoffice vor der Pandemie

Das DIW berechnete auf Basis von Daten aus dem Jahr 2018, dass in 65 Prozent aller Haushalte von Alleinerziehenden und in über 40 Prozent aller Paarhaushalte kein Elternteil einem Beruf nachging, der mit Heimarbeit kompatibel sei (Müller et al. 2020). Mikrozensusdaten zeigten, dass Homeoffice vor der Pandemie noch nicht weit verbreitet war. Erwerbstätige Eltern arbeiteten mit 15 Prozent etwas häufiger von zuhause als alle Beschäftigten (12 Prozent) (Laß 2021). Von den Paarfamilien mit Kindern unter 12 Jahren arbeitete in insgesamt 19 Prozent der Familien mindestens ein Elternteil zumindest tageweise von zuhause. 

Nutzung von Homeoffice in der Pandemie

Durch die Pandemie ist die Homeoffice-Nutzung stark angestiegen, insbesondere bei Eltern (Bujard et al. 2020, Frodermann et al. 2020, Möhring et al. 2020, Ahlers et al. 2021). Ende Januar bis Ende Juni 2021 sowie von Ende November 2021 bis Mitte März 2022 galt eine „Homeoffice-Pflicht“ für Arbeitgeber, soweit keine betriebsbedingten Gründe dagegen vorlagen. Jedoch stieg auch schon davor die Homeoffice-Nutzung stark an. Laut dem IfD Allensbach (BMFSFJ 2020) arbeitete im Frühjahr 2020 in 35 Prozent der Familien mit Kindern unter 15 Jahren wenigstens ein Elternteil vermehrt von zuhause aus. Von den Alleinerziehenden arbeitete ein Viertel vermehrt von zuhause aus. Einer Mikrozensussonderauswertung zufolge arbeiteten 27 Prozent der Väter und 24 Prozent der Mütter 2020 zumindest zeitweise im Homeoffice, wobei alleinerziehende Mütter mit 20 Prozent am seltensten von zuhause aus arbeiteten. Eine Differenzierung nach Alter des jüngsten Kindes zeigt, dass insbesondere Mütter, tendenziell aber auch Väter, umso häufiger im Homeoffice arbeiteten, je jünger das jüngste Kind war. Auch Saleth et al. (2022) berichteten für den Zeitraum Mai bis Juli 2020, dass Alleinerziehende seltener im Homeoffice arbeiteten als Eltern in Paarfamilien. Mit 45 Prozent war der Anteil bei Eltern mit höherer Schulbildung deutlich größer als bei solchen mit niedriger Schulbildung (12 Prozent) (s. auch Zoch et al 2020a). Zudem stieg der Anteil mit der Zahl der Beschäftigten im Betrieb (vgl. auch Brandt 2021). Auch pairfam-Daten zeigen, dass sich die Wahrscheinlichkeit, dass Erwerbstätige mit Kindern zumindest teilweise im Homeoffice arbeiteten mit ihrem sozialen Status, ihrer Bildung und ihrem Einkommen erhöhte (Saleth et al. 2022).

IAB-Daten zeigen, dass als Grund für die Nichtnutzung von Homeoffice das Flexibilitätsstigma (Angabe, dass Homeoffice mit schlechteren Beförderungschancen verbunden ist und/oder dass die Anwesenheit am Arbeitsplatz für die Vorgesetzten sehr wichtig war) während der Pandemie in allen befragten Gruppen viel seltener genannt wurde als für die Zeit vor der Pandemie (Globisch et al. 2022; DGB/HBS 2022). Darüber hinaus gaben Frauen, und insbesondere Mütter, vor der Pandemie häufiger als Grund an, dass keine Erlaubnis für die Nutzung von Homeoffice vorlag, was im August 2020 seltener der Fall war.

Laut Bonin et al. (2020) arbeiteten im Sommer 2020 39 Prozent der abhängig Beschäftigten über 16 Jahre mit Kindern im Haushalt für ihren Arbeitgeber ständig oder an manchen Tagen von zuhause oder auch einem anderen Ort aus, über den sie selbst frei bestimmen können. 39 Prozent davon hatten erst in der Pandemie damit begonnen.

Im Februar 2021 arbeiteten laut IfD Allensbach (2021) immerhin noch 22 Prozent der Väter sowie 17 Prozent der Mütter mit Kindern unter 15 Jahren von zuhause aus. Die Mikrozensussonderauswertung kommt zu dem Ergebnis, dass 2021 28 Prozent der erwerbstätigen Mütter mit Kindern unter 18 Jahren und 30 Prozent der Väter zumindest zeitweise von zuhause aus arbeiteten. Wie auch 2020 fiel der Anteil bei den alleinerziehenden Müttern 2021 mit 25 Prozent am niedrigsten aus. Das Muster, dass Eltern – insbesondere Mütter – umso häufiger im Homeoffice arbeiten, je jünger das jüngste Kind ist, verstärkte sich im Vergleich zu 2020.

Ökonomische Auswirkungen

Die Pandemie ging für viele mit einer Verkürzung der Arbeitszeit einher, was sich auch in den ökonomischen Auswirkungen widerspiegelt. Im Frühjahr 2020 berichteten 18 Prozent der Eltern mit Kindern unter 15 Jahren von einer deutlichen Verringerung des Haushaltseinkommens (BMFSFJ 2020). Überdurchschnittlich betroffen waren Vollzeit berufstätige Mütter, Alleinerziehende, gering qualifizierte Eltern, Beschäftigte in Kleinbetrieben sowie Selbständige und Freiberufler. 10 Prozent der Eltern berichteten zudem, aufgrund der Verringerung auf Unterstützung angewiesen zu sein.

Auf Basis einer Befragung im November 2020 berichteten Arold et al., dass von den Familien mit einem niedrigen Haushaltseinkommen unterhalb der Armutsgrenze 24 Prozent angaben, dass das Geld am Ende des Monats häufiger knapp wurde als vor der Krise, 52 Prozent erlebten mindestens eine Geldnotsituation. Das ifo Institut berichtet auf Basis von Berechnungen von Christl et al. (2021), dass die pandemiebedingten wirtschaftspolitischen Maßnahmen jedoch 80 Prozent der coronabedingten Einkommenseinbußen auffangen konnten. Blömer et al. vom ifo Institut kamen zu dem Schluss, dass durch den Kinderbonus die durchschnittlichen Haushaltseinkommen und Konsumausgaben erhöht wurden und insbesondere Familien mit geringeren und mittleren Einkommen durch die Einmalzahlung relativ bessergestellt wurden. Im Februar 2021 berichteten 34 Prozent der Eltern mit Kindern unter 15 Jahren, dass sie den Kinderbonus zum Kindergeld als hilfreich empfunden haben (IfD Allensbach 2021). Den Bonus für Alleinerziehende und/oder Eltern mit geringem Einkommen empfanden 46 Prozent der befragten Alleinerziehenden und 40 Prozent der befragten Eltern mit geringem Einkommen als hilfreich. Des Weiteren wurde berichtet, dass den Eltern nicht alle Leistungen bekannt waren. Immerhin stieg die Bekanntheit des Kinderkrankengeldes von 31 Prozent im Jahr 2020 auf 56 Prozent in 2021. Das Wissen um den erleichterten Zugang zum Kurzarbeitergeld verringerte sich dagegen von 44 auf 22 Prozent. Im Januar 2022 gab etwa jeder Fünfte Vater mit Kindern unter 18 Jahren und ein doppelt so hoher Anteil der Mütter an, dass sich ihre finanzielle Situation etwas verschlechtert hätte. Etwa jeder Zehnte Elternteil gab an, die wirtschaftliche Lage hätte sich deutlich verschlechtert. Insgesamt gaben Eltern mit 42 Prozent häufiger als Kinderlose (31 Prozent) an, dass sich ihre finanzielle Lage verschlechtert hätte.

Wohlbefinden

Die Zeit des ersten Lockdowns und der Kita- und Schulschließungen war von Einsamkeit und Schwierigkeiten der Kinder mit der Situation sowie teilweise konflikthaftem und chaotischem Klima in den Familien geprägt (Langmeyer et al. 2020). Es kam zu einer gesteigerten Belastung und Überforderung der Eltern durch die Schulschließungen. Klar ist, dass die Belastung von Eltern höher war als von Personen ohne Kinder; Alleinerziehende, Eltern von Kindern mit Behinderungen und Personen mit Pflegeverantwortung empfanden eine besonders hohe Belastung (Saleth et al 2022). Vor allem Eltern mit niedrigerem Bildungsabschluss und erwerbstätige Alleinerziehende hatten mit der Beschulung zuhause Schwierigkeiten (Zinn et al. 2020b). Auch Huebener et al. (2020b) zeigen, dass Homeschooling und die zusätzliche Kinderbetreuung von Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss als besonders schwer empfunden wurden. Im Frühjahr 2020 gaben 43 Prozent der Eltern mit Kindern unter 15 Jahre an, dass sie sich Sorgen machen, dass ihre Kinder zuhause nicht so gut gefördert werden können wie in der Kita/Schule und dadurch später Nachteile haben. Von den Alleinerziehenden machten sich mehr als die Hälfte (56 Prozent) diese Sorgen. Dass sie Arbeit und Kinderbetreuung nicht gleichzeitig schaffen könnten sorgte 21 Prozent der Eltern (Alleinerziehende: 32 Prozent). In späteren Befragungen (8. bis 25. Mai) zeigt sich, dass die Belastung der Eltern weiterhin hoch blieb: 44 Prozent der erwerbstätigen Väter und 49 Prozent der erwerbstätigen Mütter sprachen von einer stark gestiegenen Belastung durch die Kinderbetreuung in der Pandemie, ein weiteres Drittel der Väter und ein Viertel der Mütter gaben an, die Belastung sei zumindest etwas gestiegen (Fuchs-Schündeln/Stephan 2020). 80 Prozent der zuhause arbeitenden Eltern gaben an, dass die Belastung durch die Kinderbetreuung zugenommen habe. Die Tatsache, ob im Homeoffice gearbeitete wurde und die Zahl der zu betreuenden Kinder verstärkte die empfundene Belastung. Eltern, die durch die zusätzliche Kinderbetreuung eine höhere Belastung empfanden, waren auch unzufriedener mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung als andere Eltern (Fuchs-Schündeln/Stephan 2020).

Neben den gestiegenen Belastungen von Eltern ist zusätzlich die Zufriedenheit mit ihrem Familienleben gesunken. Die allgemeine Lebenszufriedenheit ist bei Müttern noch stärker als bei Vätern zurückgegangen (Huebener et al. 2020a, Illing et al.2022). Familien, die von der Schließung von Kindertageseinrichtung betroffen waren, haben eine verringerte Zufriedenheit mit dem Familienleben sowie eine verringerte Lebenszufriedenheit. Vor allem Eltern mit höherem Bildungsniveau haben im Vergleich zu Vorpandemie-Zeiten eine niedrigere Lebenszufriedenheit (Huebener et al. 2020a). Allerdings stieg mit dem Fallen der Corona-Maßnahmen die Lebenszufriedenheit wieder (Huebener et al. 2020a; Illing et al.2022). Mütter mit Kindern unter 14 Jahren hatten eine höhere Lebens- und Arbeitszufriedenheit, wenn sie sich die Betreuung mit ihrem Partner teilen. Mütter 14-jähriger Kinder hatten dagegen eine höhere Familienzufriedenheit, wenn sie allein für die Betreuung zuständig waren (Zoch et al. 2020b).  

Neben erhöhter Belastung und gesunkener Lebenszufriedenheit war die Zeit des ersten Lockdowns von Zukunftssorgen geprägt. Während Mütter mit einem niedrigen Bildungsniveau eher Sorge vor Geldproblemen hatten, sorgten sich Mütter mit höherer Bildung eher um einen Arbeitsplatzverlust (Kleinert et al. 2020). Die Sorge vor finanziellen Schwierigkeiten war überdurchschnittlich häufig unter Personen mit Kindern und alleinerziehenden Müttern (ifo Institut 2020). Auch bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung der Gesellschaft sorgten sich Mütter, vor allem um das Auseinanderdriften der Schere zwischen Arm und Reich sowie vor einer Wirtschaftskrise (Kleinert et al. 2020).

Weiterer Verlauf des Jahres 2020

Auch der weitere Verlauf der Pandemie war von einem hohen Belastungsniveau der Eltern geprägt. Drei Viertel der befragten Eltern gaben in der Copsy-Studie im Mai/Juni 2020 eine erhöhte Belastung durch die Pandemie und ihre Veränderungen sowie Veränderungen in ihrer beruflichen Situation an (Ravens-Sieberer et al. 2021). Zudem zeigt sich, dass der zweite Lockdown von den Eltern als belastender empfunden wurde als der erste Lockdown (Wößmann et al. 2020). Auch zeigt sich eine besonders hohe Belastung der Mütter mit einer einhergehend geringeren Lebenszufriedenheit. Zudem wurde eine Zunahme an psychischen Beschwerden bei Männern und Frauen festgestellt, besonders bei Frauen und insbesondere bei Alleinerziehenden (Provana BKK 2020).

Eine OECD-Studie zeigt, dass Mütter im 3. Quartal 2020 häufiger als Väter angaben, die eigene oder die psychische Gesundheit eines Haushaltsmitglieds hätte in der Pandemie abgenommen. Im OECD-Ländervergleich zeigt sich allerdings, dass dies in Deutschland seltener der Fall gewesen ist als im OECD-Durchschnitt. Knapp die Hälfte der deutschen Eltern gab an, dass sie besorgt um den Zugang zu guter Kinderbetreuung oder Bildung seien. Auch hiermit lagen sie unter dem OECD-Durchschnitt von ca. 60 Prozent (OECD 2021).

Auch bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie der Entgrenzung beider Sphären gab es Schwierigkeiten. Mütter berichteten im Sommer 2020 häufiger von sogenannten Family-Work-Konflikten, also einem Gefühl des Überschwappens von familiären Belastungen hinein in die Arbeit. Väter berichteten häufiger von einer Zunahme von Work-Family Konflikten, also einem Übergreifen von Arbeitsverpflichtungen in die private Sphäre hinein (Ahrens/Menzel 2021, s. auch Reimann et al. 2022).

Es zeigt sich auch eine Zunahme der Belastung der Kinder, die von den Eltern bestätigt wird. 40 Prozent der Kinder gaben im Mai/Juni 2020 eine geminderte gesundheitsbezogene Lebensqualität an, was auch von ihren Eltern beobachtet wurde. Die Eltern wünschten sich Unterstützung nicht nur bei konkreten Alltagsherausforderungen wie den Schulaufgaben, sondern auch im Umgang mit ihren Kindern und deren Gefühlen von Isolation. Diese Unterstützungswünsche richten sich sowohl an Institutionen wie Schulen und LehrerInnen und ExpertInnen, aber auch an Familie und Freunde (Ravens-Sieberer et al. 2021). Auch wird von einer Zunahme an häuslicher Gewalt und verbaler emotionaler Gewalt berichtet (Calvano et al. 2021).

2021 

Auch zu Beginn des Jahres 2021 war das Niveau der Sorgen, Belastungen und des Stresses unter Erwerbstätigen hoch. Bei erwerbstätigen Eltern war dieses Niveau noch höher (40 Prozent im Vergleich zu 49 Prozent). Bei Alleinerziehenden und Familien mit niedrigem Einkommen war diese Anspannung besonders hoch. Es zeigten sich auch Geschlechterunterschiede im Belastungsniveau der Eltern: Mehr als die Hälfte der Mütter (54 Prozent) und 44 Prozent der Väter gaben an ihre Gesamtsituation sei belastend. Die finanzielle Anspannung war zwar im Vergleich zur familiären oder der Arbeitssituation geringer, jedoch gab immer noch jede:r Fünfte an, die finanzielle Situation sei sehr oder äußerst belastend (Hans-Böckler-Stiftung 2021). Der Krankenstand der Personen, die Kinderkrankengeld im Jahr 2021 in Anspruch genommen haben, war höher als jener der Personen ohne Kinderkrankengeld. Dies sei ein Hinweis darauf, dass das Kinderkrankengeld dazu beigetragen habe die pandemiebedingten Belastungen besser zu bewältigen (WldO 2022).

Die fehlende Perspektive und die Dauer der Pandemie sorgte bei Familien für große Erschöpfung und Frustration. Auch zeigte sich, dass der Teil der Familien, die grundsätzlich gut durch die Pandemie gekommen ist, mit der Zeit deutlich abnahm. Der Stress, der durch die zusätzliche Kinderbetreuung entstanden ist, wird Anfang 2021 fast doppelt so hoch bewertet, wie noch im ersten Lockdown (IfD Allensbach 2021). Dies gilt auch für Familien, die beeinträchtigte Kinder betreuen. Auch bei ihnen wächst der Anteil der Familien, die angeben, mit der Betreuung ihres beeinträchtigen Kinder überfordert zu sein, mit der Zeit an (Calahorrano 2021).

Interessanterweise zeigt sich über den Verlauf des Jahres 2021 eine Veränderung bezüglich der Familien- und allgemeinen Lebenszufriedenheit. Laut CoronaCOMPASS-Daten, die im Oktober 2021 erhoben wurden, seien die Eltern zu Beginn der vierten Coronawelle im Herbst 2021 zufriedener und weniger besorgt um die Bildung und wirtschaftliche Zukunft sowie die Gesundheit ihres Kindes als in den vergangenen Lockdowns (Huebener et al. 2021).

2022

Eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach untersuchte Anfang des Jahres 2022 die Auswirkungen der Pandemie. Deutlich wird, dass Mütter stärker unter der Pandemie leiden als Väter und Kinderlose. Sie fühlen sich überdurchschnittlich stark belastet, sorgen sich stärker um ihre Kinder als Väter, ihr allgemeines Lebensgefühl ist schlechter als jenes der Väter. Auch geben Mütter häufiger als Väter an, dass die Haushaltssituation angespannt sei. Darüber hinaus fühlen sich Mütter deutlich häufiger einsam als Väter (IfD Allensbach 2022, unveröffentlicht). Diese Befunde decken sich mit der Erwerbspersonenbefragung des WSI im Januar 2022, in der deutlich wird, dass Mütter sich besonders stark belastet fühlen und sich häufiger um den sozialen Zusammenhalt und soziale Ungleichheit sorgen als Väter. Gleichzeitig ist die Zufriedenheit mit dem Krisenmanagement besonders bei Müttern stark gesunken (WSI 2022).

Alle Studien zum Thema als PDF

Zusammenstellung aller Studien zu Familien und Corona

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Tabellarische Übersicht der Studien

Laufzeit, Zielgruppe und Studiendesign der den verwendeten Studien zugrunde liegenden Befragungen

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Chronologie

Aufgrund der wechselnden Bedingungen ist es wichtig, den Entstehungszeitpunkt der Studien im Blick zu haben. Neben den Infektionswellen und den Schutzstrategien zur Eindämmung der Pandemie, sind auch die Erlasse der Politik zur Abmilderung der Belastungen zu berücksichtigen. Bereits im Frühjahr 2020 wurde eine Reihe von Leistungen beschlossen, um die Auswirkungen der Pandemie abzufedern. Das Familienportal bietet eine Übersicht über staatliche Unterstützungsmöglichkeiten für Familien. 

Eine Chronologie zu für Familien relevante Leistungen und Ereignissen finden Sie hier:

2020

Rückwirkend zum 01.03.2020 gab es Sondermaßnahmen im Elterngeld. So können z. B. werdende Eltern, die zwischen dem 1. März 2020 und dem 23. September 2022 wegen der Corona-Pandemie Einkommensverluste hatten, diese - wenn sie das möchten - bei der Berechnung des Elterngeldes ausklammern.

Im März 2020 wurde das erste Sozialschutzpaket geschnürt. Es beinhaltete beispielsweise einen vereinfachten Zugang zu Grundsicherung und dem Kinderzuschlag, die Sicherung sozialer Dienste und Anhebung von Hinzuverdienstgrenzen. Zudem konnten Eltern, die wegen der behördlichen Kita - und Schulschließungen nicht arbeiten konnten, eine Entschädigung bekommen, um Verdienstausfälle abzumildern. 

Bereits im Mai 2020 folgte ein zweites Sozialschutzpaket, das unter anderem eine Erhöhung des Kurzarbeitergeldes beinhaltete. Für Kinder, die Anspruch auf Leistungen aus dem Bildungspaket haben, konnten die Kommunen das Mittagessen auf anderen Wegen bereitstellen, wie z. B. durch Lieferung nach Hause oder zur Abholung. 

Bei den am 22.05.2020 verkündeten Akuthilfen für pflegende Angehörige handelt es sich um befristet geltende gesetzliche Sonderregelungen zur Unterstützung pflegender Angehöriger während der Pandemie im Pflegezeitgesetz, Familienpflegezeitgesetz, Elften Sozialgesetzbuch und Krankenhauszukunftsgesetz. Die Regelungen wurden zuletzt durch das Pflegebonusgesetz bis zum 31.12.2022 verlängert. 

Ende Juni 2020 wurde wegen der besonderen Belastung Alleinerziehender aufgrund der COVID-19-Pandemie der Steuerfreibetrag ab 2020 für das erste Kind von 1.908 auf 4.008 Euro (später dauerhaft) erhöht. Für jedes weitere Kind bleibt der Entlastungsbetrag um jeweils 240 Euro erhöht.

Im Sommer 2020 wurde der Digitalpakt Schule um drei Zusatzvereinbarungen ergänzt, um den Distanzunterricht zu verbessern bzw. möglich zu machen. Es wurden weitere 1,5 Milliarden Euro für Werkzeuge zur Erstellung von digitalen Inhalten, für ausleihbare schulische mobile Endgeräte für Schülerinnen und Schüler, für die IT-Administration sowie für Leihgeräte für Lehrkräfte zur Verfügung gestellt.

Das Kinderkrankengeld wurde mehrfach ausgeweitet, um Eltern schnell und unbürokratisch bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unterstützen. Gesetzlich krankenversicherte Eltern können damit im Jahr 2021 und im Jahr 2022 je gesetzlich krankenversichertem Kind für 30 Arbeitstage (Alleinerziehende für 60 Arbeitstage) Kinderkrankengeld beantragen. Bei mehreren Kindern besteht der Anspruch je Elternteil für nicht mehr als 65 Arbeitstage, für Alleinerziehende für nicht mehr als 130 Arbeitstage. Bis einschließlich 23. September 2022 können Eltern auch dann Kinderkrankengeld in Anspruch nehmen, wenn ihr gesetzlich krankenversichertes Kind nicht krank ist, aber zu Hause betreut werden muss, weil eine Einrichtung zur Betreuung von Kindern (Kindertageseinrichtung, Hort oder Kindertagespflegestelle), Schule oder eine Einrichtung für Menschen mit Behinderungen geschlossen ist oder eingeschränkten Zugang hat.

2020, 2021 und 2022 wurden Kinderboni ausgezahlt. Für das Jahr 2020 hatte die Bundesregierung erstmalig einen Kinderbonus in Höhe von insgesamt 300 Euro für jedes im Jahr 2020 kindergeldberechtigte Kind beschlossen. Die Auszahlung erfolgte in den Monaten September bis Dezember 2020 in 2 Raten. 

Eine zweite Welle von Kita- und Schulschließungen erfolgte ab dem Herbst 2020. Mit dem Lockdown ab dem 16. Dezember sollten die Kinder – wann immer möglich – erneut zu Hause betreut werden, zunächst bis zum 10. Januar 2021. Der Lockdown für Schulen und Kitas wurde jedoch mehrfach verlängert und reichte zum Teil bis in den Mai 2021.

In allen EU-Mitgliedstaaten begann am 26. Dezember 2020 die Verteilung des Impfstoffes. Aufgrund begrenzter Impfstoffverfügbarkeit wurden zuerst die über 80-Jährigen sowie die Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen sowie das dortige Personal geimpft. Auch Personen, die einem besonders hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt waren, wurden priorisiert. 

2021

Ab 01.01.2021 übernahmen auf Veranlassung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales die Jobcenter bei Anspruch auf Grundsicherung nach SGB II bei Bedarf Kosten für digitale End-geräte für Home Schooling, im Regelfall bis zu 350 Euro je Kind.

Am 19. Januar 2021 beschloss die Bund-Länder Konferenz eine „Homeoffice-Pflicht“ für Arbeit-geber:innen, die diese zum Angebot von Homeoffice verpflichtete, sofern nicht zwingende betriebliche Gründe entgegenstehen. Die entsprechende Änderung der Arbeitsschutzverordnung trat am 27. Januar 2021 in Kraft und endete zunächst am 30. Juni 2021. Vom 24. November 2021 bis 19. März 2022 trat sie erneut in Kraft.

Im Februar 2021 wurden Lehrer:innen, Erzieher:innen sowie weitere Beschäftigte in den Erziehungseinrichtungen bei der Impf-Priorisierung vorgezogen.

Im März 2021 wurden mit dem dritten Sozialschutzpaket einige Leistungen aus den ersten Schutzpaketen verlängert, wie etwa der erleichterte Zugang zu den sozialen Mindestsicherungs-systemen. 

Im März 2021 wurde zudem beschlossen, den Bürger:innen Antigen-Schnelltests zur Verfügung zu stellen.

Im Mai 2021 wurde erneut ein Kinderbonus zum Kindergeld ausgezahlt. Er betrug 150 Euro pro Kind.

Ende Mai 2021 wurde die Zulassung des Impfstoffes Comirnaty von Biontech für Kinder im Alter von 12 bis 17 Jahren erweitert und am 7. Juni die Impfpriorisierung aufgehoben.

Im Juni 2021 wurde die Vereinbarung zur Umsetzung des „Aktionsprogramms Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ ​für die Jahre 2021 und 2022 von Bund und Ländern unterzeichnet. Mit dem "Aufholpaket" werden insgesamt 2 Mrd. Euro eingesetzt. Davon steht eine Mrd. für Lernförderung und eine Mrd. für Angebote der frühkindlichen Bildung, zusätzliche Sport-, Freizeit- und Ferienaktivitäten sowie Unterstützung für Kinder und Jugendliche im Alltag zur Verfügung. 

Im Dezember 2021 waren 70 Prozent der Bevölkerung grundimmunisiert.

2022

Im Juli 2022 wurde ein weiterer Kinderbonus zum Kindergeld ausgezahlt. Er betrug 100 Euro für jedes kindergeldberechtigte Kind und ist Teil des von der Bundesregierung beschlossenen Entlastungspakets, das die stark gestiegenen Energiepreise abfedern soll.

Viele der Regelungen aus 2020 und 2021 sind noch in Kraft.

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Quelle: Robert Koch-Institut rki.de, eigene Bearbeitung durch Prognos AG

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